Durch die großzügige Unterstützung der Schöffel-Stiftung wird unsere heilpädagogische Arbeit durch weitere Maßnahmen ergänzt, die im Rahmen der regulären Entgeltsätze nicht finanzierbar wären.
Die im Folgenden beschriebenen Angebote ergänzen unsere Arbeit sinnvoll und bieten weitere Chancen und Zugänge der Förderung und des Wachstums.
Das Kinderatelier
Projektbeschreibung
Das Kinderatelier ist ein kontinuierliches kunstpädagogisches Angebot von Frau Lili Friedrich, das den in der HPT betreuten Kindern im künstlerischen Gestalten ein positives Sich-Selbst-Erleben ermöglicht und so dazu beiträgt, die Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen.
Allgemeine Ziele des Kinderateliers
Kinder brauchen für eine gesunde Entwicklung schöpferische Pausen. Die Anforderungen, denen Kinder in unserer Gesellschaft ausgesetzt sind, verlangen viel kognitives Lernen. Die meisten Kinder sind zudem von Medien vereinnahmt und entwickeln sich deshalb nur einseitig. Gerade Kinder, die in sozial belastenden Zusammenhängen leben, benötigen Halt in ihrem Inneren, um seelisch wachsen und gesunden zu können.
Dabei kann das künstlerische Tun eine wichtige Hilfestellung leisten. Im Malprozess können Kinder seelische Nöte ausdrücken – oder davon Abstand finden. Sie können Freude, Zufriedenheit und Selbstsicherheit erleben. In den immer wiederkehrenden, überschaubaren Formen des Formenzeichnens lassen sich Ordnung, Klarheit und schlichte Schönheit wahrnehmen.
Das Sandfeld, mit dem gearbeitet wird, erlaubt das Verweilen im momentanen Tun, ohne ergebnisorientiert arbeiten zu müssen – und verzaubert durch seine Sanftheit auch die „wilden Kerle“.
Das kunstpädagogische Konzept basiert auf der kontinuierlichen, aufmerksamen Begleitung jedes Kindes. Ziel ist dabei, das jedem Kind eigene schöpferische Potential zu erkennen, individuell zu fördern und auf die momentane seelische Verfasstheit einzugehen. Empathie und Freude am gemeinsamen künstlerischen Schaffen sowie Momente der Stille und des „Bei-sich-zu-Hause-Seins“ sind wesentliche Elemente dieser Arbeit.
Einsatzmöglichkeiten im Rahmen der Heilpädagogischen Tagesstätte
Dank der Schöffel-Stiftung konnte in der HPT-Schwabmünchen ein Kinderatelier eingerichtet und eine Stelle auf Honorarbasis geschaffen werden, die die Arbeit der hauptamtlichen SozialpädagogInnen und ErzieherInnen ergänzt und unterstützt.
Die Kunstpädagogin Lili Friedrich arbeitet regelmäßig mit einigen ausgewählten Kindern. Die Auswahl der Kinder wird in den jeweiligen Teambesprechungen und orientiert an möglichen Lernfeldern für die Kinder getroffen.
Darüber hinaus finden verschiedene Kunstprojekte in Zusammenarbeit mit der Schöffel-Stiftung statt.
Eselape Mittelneufnach
Projektbeschreibung
Die eselgestützte Begleitung möchte zu einem eigenverantwortlichen Umgang anleiten. Im Kontakt mit den Eseln können die eigenen Ressourcen aktiviert und neue Ideen für Lösungswege gesammelt werden. Lernen am Esel heißt Lernen von Kopf zu Herz und von Herz zu Kopf.
Allgemeine Ziele eselgestützter Pädagogik:
Naturerfahrung – Mensch – Tier
- Sich selbst in der Natur erleben
- Bedingungen und Phänomene der Natur kennenlernen, wie z. B. den Organismus der Esel
- Vermittlung von artgerechter Tierhaltung, wie z. B. Offenstall, Futter
- Sich-Einlassen auf die Körpersprache der Esel führt zum Abbau von Unsicherheit im Umgang mit den Tieren und möglichen Ängsten und ermöglicht einen positiven Kontakt
- Respekt und Achtung vor Tier und Natur erleben und vermitteln
Wahrnehmung
- Entspannungsmomente durch Sein im Hier und Jetzt
- Beobachten der Tiere, sich auf Eselperspektive einlassen, z.B. durch das „Spiegel-Spiel“
- Taktile Wahrnehmung, positiven Körperkontakt zu-lassen, wie z. B. das Fell streicheln
- Emotionale Befindlichkeiten ausdrücken dürfen und sich authentisch wahrnehmen
- Emotionale Bindung zum Tier aufbauen
- Passive und aktive Kommunikation
- Körpersprache
- Wahrnehmung des Ich, z. B. durch Sinneswahrnehmung, Bedürfnisse
Alltagstaugliche Fähigkeiten lernen
- Altersentsprechende Aufgaben verantwortungsvoll lösen, z. B. Führen, Füttern…
- Anforderungen der Pflege und Versorgung der Esel kennenlernen, dadurch Selbstwirksamkeit erfahren
- Existenzielle Bedürfnisse der Esel kennenlernen: Nahrungsbeschaffung, Ausmisten
Soziale Lernprozesse fördern
- Eselzeit ist sinnvolle Zeit
- Kontakt zum Esel aufbauen und halten
- Miteinander (Mensch und Tier) handeln und tun
- Erleben von positiven Erfolgen bei Verbindlichkeit und Verantwortungsbewusstsein
- Verringerung von Aggressionszuständen
- Zunehmende Kompetenz im Umgang mit Tieren verschafft Gelassenheit und Sicherheit im Umgang mit den Mitmenschen.
All die beschriebenen Ziele, bzw. Phänomene sind bei allen Eselkontakten möglich. Intensität und Gewichtung sind immer abhängig von der jeweiligen Person. Hinzu kommen individuelle Ziele, die immer mit dem Klienten selbst erarbeitet werden. (Auftragsklärung, situatives Vorgehen).
Den von uns betreuten Kindern- (und Eltern) bietet sich somit durch die Arbeit mit den Eseln die Möglichkeit:
- ihr Selbstwertgefühl zu stärken
- Lösungsschritte in Bezug auf Ängste und Konflikte zu gehen
- neue Erfahrung zu sammeln (wie baue ich Kontakt/Beziehung auf, usw.)
- die eigene Körpersprache und Kommunikation zu verändern
- die Eltern-Kind Interaktion zu fördern (Thema Führung usw.)
- ihre Wahrnehmung zu schulen
- und vieles mehr
Warum ausgerechnet ein Esel?
Die Begegnung mit Eseln setzt beim Gegenüber immer etwas in Gang. Esel strahlen folgende Eigenschaften aus, die heilend wirken können:
- Treue
- Gelassenheit
- Ausdauer
- Genügsamkeit
- Geduld
- Authentizität
- Kooperationsbereitschaft
- Geringes Aggressionspotenzial
- Ruhige Ausstrahlung
- Respekt
- Feingefühl
- Stärke
- Intelligenz
Einsatzmöglichkeiten im Rahmen der Heilpädagogischen Tagesstätte:
- Kleingruppenangebote mit den Erziehern zum Thema Selbstwirksamkeit (einmaliges Hospitieren der Eltern)
- Eltern-Kind-Einheiten zum Thema Interaktion und Beziehung (ohne Erzieher)
- Elternkurs am Esel zum Thema Führung und eigene Kompetenz
Um einen Prozess bei den Kindern und Eltern in Gang zu setzen, werden mindestens vier und bis sechs Einheiten am Esel vereinbart. Hierbei dient das erste Treffen dem Kennenlernen und dem in Kontakt kommen. Beim zweiten Treffen können erste Techniken am Esel ausprobiert werden und ab dem dritten Treffen kann die Arbeit an den gezeigten oder vereinbarten Themen beginnen.
Auswahl der Kinder/ Familien
Die Auswahl der Kinder/Familien bzw. die Zusammensetzung der Gruppe wird in den jeweiligen Teambesprechungen und orientiert an möglichen Lernfeldern getroffen.
Die Eltern werden von uns gezielt angesprochen und erhalten Informationen über die Eselalpe. Die Teilnahme beruht selbstverständlich auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Ein regelmäßiges Inanspruchnehmen des Angebots wird vorausgesetzt. Die Termine können auch am Wochenende in Absprache mit Frau Birle vereinbart werden. Prinzip der Arbeit
Ein wichtiges Prinzip ist die Arbeit mit den Stärken der Kinder, Mütter/bzw. Väter. Die Teilnehmer sollen sich selbstwirksam erleben und in einem anderen Rahmen neue Erfahrungen sammeln. Im geschützten Rahmen kann ohne Druck am Verlassen der eigenen Komfortzone gearbeitet werden, was Mut für andere Herausforderungen geben kann.
Die Eselalpe stellt für uns eine Möglichkeit dar, Kindern und Familien einen weiteren Erfahrungsraum zu bieten, der ihnen helfen kann, Veränderungen einzuleiten.