Livia Koller (St. Gregor-Jugendhilfe), Sabine Kühnel (Bezirkskrankenhaus) und der Vorstandsvorsitzende der Bezirkskliniken Schwaben, Thomas Düll (von links) freuen sich über den Bayerischen Präventionspreis für die Augsburger Kindersprechstunde. Bild: Georg Schalk
Großer Erfolg für die Augsburger Kindersprechstunde: Das Gemeinschaftsprojekt des Bezirkskrankenhauses (BKH) und der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe hat den Bayerischen Präventionspreis bekommen. Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, das den Preis gemeinsam mit dem Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) jährlich vergibt, würdigte die Kindersprechstunde als „faszinierendes Projekt“. Sie arbeite präventiv für Kinder, die unter erschwerten Bedingungen am Rande der Gesellschaft aufwachsen. Die gestiegenen Anmeldezahlen bestätigten sowohl die Notwendigkeit dieser klinikinternen Anlaufstelle als auch die Annahme dieses niederschwelligen Beratungsangebots durch zahlreiche Patienten des BKH, die Eltern sind, urteilte die Jury. Die Rückmeldungen der Eltern seien positiv.
Die Kindersprechstunde für Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil gibt es in Augsburg seit 2007. Dabei handelt es sich um ein Kooperationsprojekt des BKH – die Versorgungsklinik der Erwachsenenpsychiatrie in der schwäbischen Hauptstadt – mit der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Verantwortlich sind Diplom-Sozialarbeiterin Sabine Kühnel (BKH) und die Diplom-Psychologin sowie Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin Livia Koller (St. Gregor). Für das Projekt stehen zwölf Wochenstunden zur Verfügung.
Die Anmeldezahlen steigen stetig. 2013 wandten sich 85 Patienten mit insgesamt 145 Mädchen und Buben zwischen 0 und 18 Jahren an die Kindersprechstunde. 2014 waren es 91 Patienten mit insgesamt 158 Kindern. Seit Beginn wurden etwa 500 betroffene Familien in der Einrichtung beraten. Hierfür steht im BKH ein kinderfreundlicher Raum zur Verfügung. Die Kindersprechstunde wird durch die Bezirkskliniken Schwaben sowie durch Spenden finanziert.
Dabei handelt es sich um ein niederschwelliges Angebot von zeitnaher Beratung und Hilfe bei der Bewältigung von Belastungen. Durch die psychische Erkrankung von Vater oder Mutter schlüpfen Mädchen und Buben zum Teil in die Elternrolle, sorgen sich um ihre psychisch kranke Mutter oder ihren suchtkranken Vater und kommen dabei selbst in Schwierigkeiten. „Kinder sind kleine vergessene Angehörige“, sagte Laudator Martin Heyn (ZPG). Für Kinder ist es wichtig zu verstehen, warum Mama nicht mehr aus dem Bett kommt oder warum der Papa immer so viel „rumschreit und komische Sache macht“. Neben der individuellen Beratung gibt es im Rahmen der Kindersprechstunde einmal im Monat auch das Angebot einer Kindergruppe. Hier wird gespielt, gebastelt und gebacken, man unternimmt Ausflüge und redet natürlich auch über den Umgang mit psychischen Erkrankungen.
Unter 52 Einsendungen wurden Projekte in den Themenbereichen „Gesund aufwachsen“, „Ausbildung und Betrieb“, „Alter“ und – über alle Lebensphasen hinweg – in der „Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit“ ausgezeichnet. Die Augsburger Kindersprechstunde erhielt den mit 2500 Euro dotierten Preis in der Kategorie „Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit“.
Die Urkunden überreichte die Amtschefin des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, Ruth Nowak, in Vertretung von Ministerin Huml gemeinsam mit dem Vizepräsidenten des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Dr. Dr. Markus Schick. Sabine Kühnel, Livia Koller und der Vorstandsvorsitzende der Bezirkskliniken Schwaben, Thomas Düll, nahmen den Preis in München in Empfang. Laudator Heyn sagte, die Jury sei von der Präsentation des Augsburger Wettbewerb-Beitrages sehr angetan gewesen. Besonders beeindruckt haben die Bilder, die die Kinder gezeichnet haben und aus denen Livia Koller ein Buch über die Kindersprechstunde gestaltet hat.