Eine Initialzündung sollten sie sein, die zwei Tage, die Familien in Schwabmünchen unter Anleitung erfahrener Therapeutinnen miteinander verbringen durften. Und das im doppelten Sinn: Zum einen sollte das Projekt Eltern Mut machen, im Familienleben etwas zum Besseren zu bewegen, zum anderen wurde das Projekt erstmals im südlichen Landkreis angeboten – in der Hoffnung, dass künftig weitere Familien davon profitieren können. Möglich gemacht hat das die finanzielle Unterstützung des Amazon Logistikzentrums Graben.
„Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben“, „Für das Familienprojekt vielen Dank!“ „Ich wünsche mir mehr solche Angebote“ – viel positives Feedback gaben die teilnehmenden sechs Familien nach zwei Tagen intensiven Miteinanders den Referentinnen Claudia Wrana und Ulrike Thiem aus Augsburg, die in den südlichen Landkreis gekommen waren, um die Kolleginnen Gudrun Stegherr und Susanne Danke beim ersten Multifamilienprojekt im südlichen Landkreis zu unterstützen. „Multi“familienprojekt – schreckt es nicht eher ab, sich gemeinsam mit anderen über Familienthemen auszutauschen? „Im Gegenteil!“ sagt Claudia Wrana, „Menschen solidarisieren sich, wenn sie erleben, nicht allein betroffen zu sein. Durch die Sichtweisen der anderen sieht man sich gespiegelt, erhält gegenseitig Unterstützung und lernt voneinander. Das weckt Hoffnungen und stärkt die Selbstreflexion. Bei den Gruppen in Augsburg beobachten wir seit langem, dass Multifamilienarbeit sehr wirksam ist und beachtliche Veränderungen auslöst.“
Regeln, Grenzen, Konsequenzen, zeitweilige Beziehungsschwierigkeiten, unangemessenes Verhalten der Kinder oder Schulprobleme sind Themen, die fast jede Familie kennt – und meist mit sich allein ausmacht. Zwei „Miteinander-Tage“ unter fachkundiger Anleitung nach Methoden des Systemischen Arbeitens, der Gruppentherapie und der Selbsterfahrung haben den Teilnehmenden gezeigt, dass sich niemand dafür schämen muss und haben Eltern für die Herausforderungen des Alltags gestärkt. Die Freude am Tun und der Spaß kamen dabei nicht zu kurz. Das lag nicht zuletzt an den vielfältigen Methoden, die zum Einsatz kamen. Zum Einstieg stellten sich die Familien auf ihrer eigenen „Homepage“ vor, auf der die anderen Teilnehmerinnen sehen konnten, was die Familie gut und gerne tut. Das Miteinander der Familien wurde bei Kooperationsspielen, beispielsweise mit einem bunten Fallschirm, gestärkt. Einen Einblick in die Sicht des Anderen konnten Eltern und Kinder anhand einer Fernsteuerung nehmen. Da wünschten sich die Eltern für ihre Kinder Funktionen wie: Zuhören, Schlafen gehen, Hausaufgaben machen, leiser sein, aber auch ein Notaus, während die Kindern gern auf Knopfdruck von ihren Eltern mit dem Auto gebracht, gelobt oder lieb gehabt werden wollten, oder auch schnell mal das Thema wechseln wollten.
„Ich habe mein Kind hier von einer anderen Seite kennen gelernt“, “ Ich habe wieder bewusst erlebt, dass mein Kind auch zuhören kann und wie lieb es sein kann“, “ich habe gesehen, dass es gut im sozialen Miteinander sein kann“, „Wir haben viel zusammen gelacht, das hat gut getan“ lauteten dann auch Kommentare von Eltern. Schon am Ende des zweitägigen Seminars stellten die Familien fest, dass es ruhiger geworden sei und sich mehr Harmonie eingestellt habe. So gestärkt, nahmen sich die Eltern vor, mehr mit den Kindern zu machen, bei schwierigen Themen am Ball zu bleiben und öfter etwas mit den Kindern zu unternehmen.
In der Regel benötigen die Familienprojekte der St. Gregor-Jugendhilfe zwölf Termine á zweieinhalb bis drei Stunden. Da stellten die Teilnehmenden dann regelmäßig fest, dass sich das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern spürbar gebessert habe, berichtet Ulrike Thiem. „Eltern sagen uns, dass sie gelernt haben, was Konsequenzen sind, dass sie wieder als Familie zusammen arbeiten oder erstmals als Eltern gelernt haben, sich gegenseitig zu unterstützen“, so Thiem. Diese guten Erfahrungen sollen künftig auch Familien im südlichen Landkreis Augsburg machen dürfen. Die St. Gregor-Jugendhilfe arbeitet dazu gerade an einem Konzept. Das Amazon Logistikzentrum Graben hat mit 5.000 Euro den Startschuss ermöglicht, Räume, Referentinnen, Material, Kinderbetreuung für kleinere Kinder und Speisen und Getränke für das Pilot-Projekt durch eine Spende finanziert. Nun geht es darum, das Angebot auf längere Sicht finanziell auf sichere Beine zu stellen, damit die St. Gregor-Jugendhilfe Familien solche „Miteinander-Tage“ dauerhaft ermöglichen kann.